Heiko Schmid

Heiko

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Dr. Heiko Schmid ist Kunsthistoriker, Kurator und Autor. Er arbeitet zu Themen aus Kunst- und Kulturgeschichte, der visuellen (Populär-)Kultur sowie zu Komplexität informierenden Vermittlungsstrategien. In den vergangenen Jahren realisierte er zahlreiche Recherche-, Publikations-, Vermittlungs- und Ausstellungsprojekte und schrieb für (online) Magazine wie "Brand New Life" oder "Unsere Zeit". Derzeit arbeitet er als wissenschaftlicher Mitarbeiter (Postdoc) am Institut für Medientheorie und Kulturgeschichte der Zeppelin Universität Friedrichshafen, als Dozent für visuelle Kultur an der F+F Schule für Kunst und Design sowie als Dozent im Master Art Education Curatorial Studies der Zürcher Hochschule der Künste. Heiko Schmid lebt und arbeitet in Zürich (Schweiz).

 

 

 

SEXUELLE MAGIEHeiko-1ws

Magie, Grenzüberschreitung und Sexualität

Parallel zum Aufstieg der Unterhaltungs-Magie steigerte sich im 19. und 20. Jahrhundert (in der Hochzeit der Moderne), das Interesse an spiritistischen, okkulten Konzepten.
Akteure, wie der Franzose Éliphas Lévi Zahed oder Engländer Aleister Crowley begannen seinerzeit das „Wissen“ über die antiken „Magi“ zu revitalisieren. Und spannender Weise war für viele der damals populären magischen Zirkel (beispielsweise „The Hermetic Order of the Golden Dawn“, „Ordo Templi Orientis“ oder Crowleys eigene Kirche „Thelema“) Sexualität eines der zentralen Mittel, um magische Erleuchtung zu vermitteln.
Versucht man diese historischen sex-magischen Bewegungen zu verstehen, bieten die Texte des französischen Philosophen Georges Bataille erklärende und anregende Einblicke. So entstanden beispielsweise seine beiden Bücher L'Érotisme (1957) und Les Larmes d'Éros (1961) in Kontakt mit einem, von der „Sex-Magierin“ Madame Edwarda geleiteten, magischen Zirkel in Paris. Wie Bataille in L'Érotisme definiert, ermöglicht es rituell erfahrene (magische) Erotik Konventionen zu brechen sowie eine alle Individuen durchdringende, magische „Energie“ zu erleben. Wobei der Philosoph nicht wissenschaftliche Modelle einsetzt, um die Qualitäten magischer Entgrenzungsstrategien zu erklären. Bataille setzt auf Kunst und Poesie. Zitat: „Poetry leads to the same place as all forms of eroticism – to the blending and fusion of seperate objects. It leads us to eternity, it leads us to death, and through death to continuity.“
Ausgehend von Batailles faszinierenden Einordnungen plane ich mich (vor dem Hintergrund der Magie-Geschichte) der heutzutage eher verdrängten Geschichte der Sex-Magie zuwenden. Unter Rückgriff auf Beispiele aus der Kunst- und Kulturgeschichte (beispielsweise Filme des thelemistischen Filmemachers Kenneth Anger, relevante Positionen der bildenden Kunst, der Performance / dem (zeitgenössischen) Tanz) werde ich hierbei in aktuelle Strategien der künstlerisch kreativen, sex-magischen Grenzüberschreitung einführen.
Es ist ein opulenter Bilderrausch bzw. ein „Ritt“ durch die Geschichte zu erwarten.